Saisoneröffnung im Lager Ambri

Wieder zog eine gut gelaunte Schar Lenzburger in den Süden nach Ambri. Segelfliegen in dieser Gegend ist windig, Thermik - und Wellenfliegen in den Bergen. Es ist ein Erlebnis, Windenstart in den Bergen - 600 Höhenmeter in 25 Sekunden - hautnah zu erleben. Bei netten Leuten, neue Leute kennen zu lernen.

Am 18. März 2002 reiste eine Gruppe Lenzburger Segelflugpiloten in das Frühlingslager nach Ambri, welches vom Aero Club unter der Leitung von Albert Camenzind (NW) organisiert wurde.

Das obligate Lagereinstiegsbriefing galt für die meisten als Refresher und so konnte auch gleich mit der theoretischen Gefahreneinweisung begonnen werden. Die Regeln müssen auch hier unbedingt eingehalten werden, da im Frühling der Schnee noch weit bis in das Tal liegen bleibt. Auch über die anforderungsreichen Windverhältnisse wurde ausgiebig gebrieft. Gleich danach konnte der Windenstart beginnen und die "alten Hasen " versuchten es wieder als erste. Dann ging es weiter mit den weiteren Piloten und so konnte "Cami" Albert Camenzind unser Windenführer mit sehr grosser Erfahrung seine Kollegen in die Höhe ziehen.

Nach einem Pausentag, bedingt durch nicht fliegbares Wetter konnten kleine Reparaturen an Winde und sonstigem Material durchgeführt werden. Am Mittwoch, 20. März 2002begrüsste uns wieder strahlender Sonnenschein mit dem üblichen Nordföhn. Schon früh hatte es die Piloten auf den Platz gezogen, um nach dem Briefing bald in die Wellen einsteigen zu können. Bald starteten die ersten Piloten in die Rotoren und anschliessend in die Welle. Es wehte ein zügiger Nordföhn und was für alle Piloten wieder eine neue Herausforderung darstellte.


Hier unterhalb des Monte Petine hat Gérard seinen Flug für immer beendet.

Auch unseren Kameraden Gérard Marquis, juckte es mit seiner gewohnten LS-6 den Kollegen nachzugehen. So wurden Achten und Kreise geflogen und in den Turbulenzen Höhe gemacht. Manch einer meldete sich am Funk, um über gutes Steigen den Kollegen Tips und Standorte zu vermitteln. Ein wunderschöner Tag, weit über dem Flugplatz in der Welle die schneebedeckten Berge zu bestaunen. Am späteren Nachmittag wurden alle Piloten über Funk aufgerufen Meldung über Standort und Höhe zu machen. Für mich eine etwas ungewohnte Situation, aber manchmal doch zwingend. Nach ein paar schönen, aber auch anspruchsvollen Stunden, entschloss ich mich, zu landen.

Doch kurz nach der Landung wurde mir vom Lagerleiter mitgeteilt, das ein Crash-Sender in der Nähe vom Flugplatz ausgelöst wurde. Gleichzeitig erfuhr ich auch, dass sich 3 Piloten noch nicht gemeldet hatten. Etwas ungewohnt und auch schon leicht beängstigt, verarbeitete ich diese Info. Bald kamen zwei Piloten von einem Streckenflug zum Flugplatz Ambri und es blieb jetzt einer namentlich bekannt zurück. Nein es darf nicht wahr sein, ist dieser Sender wohl ein Fehlalarm?

Langsam wurde eine Vermutung Wirklichkeit, es fehlte Gérard Marquis der SGL und er musste mit grösster Wahrscheinlichkeit abgestürzt sein. Bald fliegt vom Militär ein Super-Puma an und es wird für jeden hier anwesenden Piloten ziemlich mulmig. Die ersten Versuche im Talkessel die Unglückstelle zu Orten verliefen negativ. Bald traf auch die Rega ein und gemeinsam wurde der mögliche Unfallraum abgesucht. Gegen Mitternacht konnte die Unglückstelle geortet werden. Über Funk kam die Schreckensmeldung, dass unser Fliegerkamerad Gérad tödlich verunglückt war. Die Nacht verlief für alle sehr schwer und Gedanken flossen in alle möglichen Richtungen.

Am andern Tag wurde Gérard in das Gerichtsmedizinische Institut überführt. Gegen Abend wurden die Wrackteile per Heli und Fangkorb auf den Flugplatz Ambri geflogen und hangariert. Für die SGL war zu Ehren von Gérard, das Lagerende angebrochen. Der Schock steckte tief in den Knochen der Lagerteilnehmer und es bedarf keine weiteren Worte mehr.

Was ich als Lagerleiter der SGL nicht unterlassen möchte ist zu danken. Zu danken unserem Lagerleiter, Albert Camenzind für seinen unermüdlichen Einsatz, unserem Präsidenten, Matthias Jauslin für sein sofortiges Engagement und die Koordination der gruppeninternen Angelegenheiten vor Ort, sowie die schmerzliche Mitteilung an die Betroffenen des Verunfallten, unseren SGL Lagerteilnehmern, welche in würdiger und ehrenhafter Weise die Unglückstelle aufsuchten, die Wrackteile zusammen fügten, und für den Abtransport bereit machten. Hut ab Kollegen für das grosse Engagement.

Der SGL Lagerleiter: Walter Christen