1. Workshop der SGL-Warte am 7. Dezember 2002

Putzen - die richtigen Lager schmieren - keinen Rost tolerieren - Achtung auf Litzenbrüche - Hände weg bei Ruderschäden:

Gut vorbereitet, ausgerüstet mit Laptop, Projektor (der sich erst nach einigem Abmühen dazu bequemte, das Computerdisplay an der Cheminée-Wand abzubilden), Kaffee-Thermoskrug, Mineralwasser-Multipaketen und riesiger Sandwich-Schachtel, startete Richi Hächler um 9 Uhr die Tagung im Clubraum unseres Heimatflughafens. Zugegen waren ausser den beiden Materialchefs ein Dutzend Flugzeug-, GPS- und andere Warte (Sauerstoff, Winde). Gleich in der Einleitung erwähnte Richi einige personelle Verschiebungen. So wird sich Hugo Meyer künftig um das Wohl des neuen Superflugzeuges 8L kümmern und der Schreibende liess sich den Duodiscus 2L zuteilen, damit Ruedi Oppliger von seiner langjährigen Doppelfunktion entlastet wird. Er wird weiterhin die Winde betreuen.

Nicht nur Unterhalts-Instruktion war das Thema der Versammlung, im Vordergrund stand ein Gedankenaustausch über Verbesserungen der Abläufe und Massnahmen zur Erhaltung oder raschen Wiederherstellung der Lufttüchtigkeit unseres Flugzeugparkes. Deshalb war die erste Hälfte des Morgens als Ideenküche mit Gruppenarbeit und anschliessender Präsentation angelegt. Um 11 Uhr dann konnten wir Heinz Bärfuss willkommen heissen. Der lizenzierte Reparateur und Luftamt-Experte begann mit einer Einführung über Verordnungen, Prüfungen, Papiere und Bescheinigungen für Zulassung und Flugfähigkeit der Segelflugzeuge. Den Hauptteil seiner Ausführungen aber widmete er Fragen des Unterhalts: Was kann die Gruppe machen? Wovon lassen wir lieber die Hände? Welches sind häufige Probleme? Wann ist die Lufttauglichkeit beeinträchtigt? Wo ist besondere Sorgfalt geboten? Lebendig und eingänglich griff Heinz dauernd auf Beispiele aus seiner Erfahrung zurück und zum Schluss gab es noch ein wenig Praxis im Freien: Ein Rumpf wurde aus einem Anhänger geholt, umgekehrt aufgebockt, und wir beurteilten Kratzer, Schürfungen und Lackrisse im Rumpfboot vor dem Hauptrad (die HB- Immatrikulationsnummer sei hier nachsichtig verschwiegen).

Nach der Mittagsverpflegung aus der schon erwähnten Schachtel teilte sich die Mannschaft in zwei Aufgaben. Einerseits mussten drei Flugzeuge für die periodische Prüfung hervorgeholt und montiert werden, damit der anwesende Experte sie für in Ordnung befinden und dies mit seiner Unterschrift auf den amtlichen Papieren bestätigen konnte. Die andere Hälfte revidierte den Inhalt der Werkzeugkiste und des Werkzeugschrankes in der Werkstatt mit der bewährten Methode von Auslegeordnung und Erstellen von Mängelliste. Zu Beginn der Winterarbeiten im Januar soll alles komplettiert und in Ordnung sein. Das Ende des Nachmittages nutzten wir zu einer Diskussion über häufigste Schäden und die praktischen Folgerungen, die sich aus dieser Arbeitstagung ergeben, die kurz vor 18 Uhr ihr Ende fand.

Der Nutzen solcher Seminare misst sich an den Wellen, die sie werfen, also an den konkreten Wirkungen, die von ihnen ausgehen. Und da ist, meine ich, der Wert hoch einzuschätzen. Einerseits konnten die Teilnehmer viel Information aufnehmen. Hier nur ein paar Beispiele:

- Längsrollenlager bei Steuerstangen dürfen nicht geschmiert werden.
- Rost hat schon zu Steuerstangen-Brüchen geführt.
- Am LS-Fahrwerk das vordere Gummilager beachten, es kann zusammensacken.
- Lackrisse können sich vertiefen. In einem Extremfall wurde die Befestigung der Seitenflosse gefährdet.
- Am Höhenleitwerk dürfen keine Dellen geduldet werden, da alles tragend ist.
- Reparaturen an Rudern nur durch den Fachmann, da Probleme wie Massenausgleich und Flattern ins Spiel kommen.

Auch war es eine logische Folge des Gebotenen, dass der Wunsch aufkam, gelegentlich von weiteren Workshops über Teilgebiete (z.B. Kleben, Oberflächenbehandlung und -Reparatur, Instrumentenwartung, Revision von Radbremsen und Anhängerbremsen, Kontrolle und Pflege von Batterien) profitieren zu können. Möglicherweise besucht jemand einen Zellenwart-Kurs in Deutschland.

Zum andern sind Impulse an die ganze Gruppe zu erwarten, immer mit dem Ziel, die Sorgfalt im Umgang mit dem Material zu fördern und das Schadenrisiko zu verringern. Eine geeignete Info-Kampagne soll Pilotinnen und Piloten für einen sorgsamen Umgang mit dem Fluggerät sensibilisieren: Radbremsen dürfen beim Ausrollen nicht systematisch betätigt werden, sie sind für den Notfall gedacht. Ruderchecks ertragen keine Brachialgewalt, wenn wir keine Schäden im Antrieb und an den Ruderflächen riskieren wollen. Korrektes Montieren des Stabilos verhindert die Verletzung der Abdeckung über die Wurzel des Seitenruders. Kratzer im Übergang Rumpf Seitenflosse können von einer falschen Manipulation des Heckrollis herrühren. Ein Merkblatt auf der Innenseite des Deckels der "Grey Box" erklärt inskünftig die sachgerechte Reinigung von Zelle und Capot nach dem Flug. Gegen Kratzer am Plexiglas erhalten die Mikrophone Schutzhüllen. Um die Zahl der Bauchlandungen zu verringern, ist der Einbau von Fahrwerkswarnungen in die LS 8 - Flugzeuge vorgesehen.

Ebenso muss die Meldekette sofort greifen, wenn ein Mangel oder Schaden festgestellt wird, denn Flugzeuge sollen nicht länger als nötig am Boden bleiben. Ein Schaden- oder Mangeleintrag ins Bordbuch führt nicht allein zu einer raschen Behebung. Nur wenn gleichzeitig der Flugzeugwart (falls er nicht erreichbar ist, ein Materialwart) benachrichtigt wird, ist eine schnelle Reaktion möglich. Dazu brauchen wir ein zweckmässig bestücktes kleines Ersatzteillager. Wertvoll wäre die Hilfe von verkannten Talenten, die wir aufrufen, sich zu outen, damit wir allenfalls auf ihre besonderen Fähigkeiten und Dienste in einem Sachgebiet zurückgreifen können. Hinzu kommt aber auch ein neuer Service: Informationen über Verfügbarkeit und allfällige Groundings der Flugzeuge kann man bald in Echtzeit auf der SGL- Internet-Seite abrufen, die unsere Webmaster entsprechend aufwerten möchten.

Am Ende des langen Tages war es schon dunkel, als wir das Lokal aufräumten und uns verabschiedeten, jeder mit dem Eindruck, es sei ein guter Grund gelegt worden für ein erfolgreiches Miteinander und eine bestmögliche Betreuung unserer Flotte in der kommenden Flugsaison, die hoffentlich allen viel tolles Wetter und erlebnisreiche Flüge bringt. Vielen Dank für die Vorbereitungen und das Gebotene an die beiden Materialwarte Hans Gantenbein und Richi Hächler und an Heinz Bärfuss, den Profi und Vertreter des Gesetzes.

Walter Bohnenblust