St-Auban - Sommerlager 2004 (18. - 31. Juli)

 

Blick nach Norden. Nach dem Klinken ist es nicht weit bis in die Hochalpen und der Luftraum ist viel weniger eingeschränkt als bei uns. Schon 21 km nördlich des Platzes ist man frei bis FL 95!

 

Kurzbericht und Bilderbogen  (Boh.)

 

Die SGL-Basis am Fusse der französischen Südalpen wurde an dieser Stelle schon eingehend vorgestellt. Mit 10 Piloten war die Beteiligung heuer etwas geringer als auch schon, doch kann es vorkommen, dass jemand, der gerne mitkäme, einmal verhindert ist. Dennoch, von der Beteiligung, der Dauer und den geflogenen Stunden her sind die jährlichen zwei Flugwochen im witterungs- und thermikbegünstigten Sommer der Haute-Provence praktisch zum Hauptlager der SGL geworden.

 

Auch dieses Jahr hat sich die etwas weite Fahrt längstens gelohnt! Obschon nach dem ausserordentlichen Sommer von 2003 eher wieder normale Verhältnisse herrschten, spielte das Wetter erneut mit. Nur an 3 Tagen waren die Thermikvoraussagen für längere Flüge "peu favorables", also wenig günstig, weshalb selbst Cracks wie Alois Bissig nicht in die Luft gingen. Wir auch nicht, wollten wir doch nicht einfach planlos herumgondeln. Dafür gibt es ja in dieser fantastischen Gegend auch viel Interessantes am Boden zu sehen. Am 23. 7. (Freitag) war es äusserst schwierig "d'accrocher", also nach dem Schlepp "anzuhängen" und oben zu bleiben. Viele hatten Pech und landeten nach kurzer Zeit wieder, "découragés". " Oh là là! Ça tombe" (sie fallen herunter), war der Kommentar von "Instructeur" Alain Poulet auf dem Platz. Andere hatten das Gespür, es einmal dort zu versuchen, wo es logischerweise nicht gehen sollte…! Und siehe da, es gab einen grossartigen Flug!!!

 

Und so war es auch wieder ein grossartiges Lager! Die Flugzeuge waren gut belegt und unsere Piloten profitierten von zahlreichen erlebnisreichen und zum Teil langen Flügen. Immer wieder konnte man die Flugtaktik verbessern, in neue Regionen vorstossen und Fortschritte verzeichnen. Doch liess sich niemand stressen und alle legten ab und zu eine Pause ein, man war ja schliesslich auch in den Ferien.  So blieb die Ambiance auf dem höchsten Level und nicht zuletzt profitierte davon die Sicherheit, hatten wir doch nicht den geringsten Zwischenfall zu beklagen.

 

Zum Komfort trug bei, dass wir für alle Flugzeuge (incl. XXL) während der gesamten Lagerdauer einen ganzen, riesigen Hangar zur Verfügung hatten – die Maschinen des Zentrums waren auswärts an Wettbewerben. Das befreite uns vom täglichen Montieren und Demontieren. Abends das Flugzeug reinigen und in den Hangar schieben, am Morgen die Maschinen aus dem Hangar rollen und auf der Piste bereitstellen, das war alles! Dafür bezahlten wir allerdings Hangartaxen. Doch gestaltete sich so der Tagesablauf ruhiger und wir schonten natürlich unser schönes Flugmaterial.

 

Doch lassen wir nun Bilder sprechen.  (Fotos P. Béguin / W. Zahnd)

 

Am Beginn der Expedition steht die Materialschlacht. Man sieht gut, dass der Lagerchef auch noch als Küchenchef zu amtieren gedenkt. Deshalb müssen auch Küchen-utensilien und Essgeschirr, ja sogar Abwaschbecken geladen werden. In dem Riesenhaufen verstecken sich noch Gemeinschaftszelt – Küche, aber auch Essraum bei sehr seltenem Regen – und Wohnzelt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Camping des Segelflugzentrums bietet schöne Natur, Schatten, überreichlich Platz, und es herrscht kein Gedränge. Die sanitären Anlagen sind modern und werden sehr sauber gehalten. Wer nicht zelten mag, wohnt in einem Zimmer und Familien mieten gar einen Pavillon. Wenn wir alles eingerichtet haben, bleibt noch Zeit für ein Gläschen. (Rechts das Küchen-, links das Häuptlingszelt.)

 

 

Der Speisesaal konnte über die ganzen 2 Wochen im Freien belassen werden. Pierre und Felix verwöhnten uns wie immer mit ihren Kochkünsten und in der  warmen Sommernacht verweilten wir noch lange beim Dessert und einem Glas Wein.

 

 

Der Lagerchef hat sich in seine Privatgemächer zurückgezogen.

Nun ja, morgen wird ja wieder geflogen!

 

 

Um 10.15 Uhr ist Meteobriefing. Danach verlassen wir den Hörsaal und treffen uns vor dem Hauptgebäude zur Gruppenbesprechung. Alle scheinen die Lagerleiter zu erwarten, die als Letzte hinaus-treten. Warum wohl so gespannt?

 

 

Aha, jetzt ist Flugzeugverteilung. Am Boden, das passt zu unserem Robinsonleben. Die Liste ist  vorbereitet, nach Diskussion müssen zu den Flugzeugbezeichnugen die Namen der Piloten noch eingesetzt werden. Die Liste geht dann an den Turm, von wo aus die Flugdienst-leitung Schlepp- und Flugzeiten notiert.

 

 

Aufmerksame Zuhörer!  Und das rechte Bild zeigt, dass schon am Briefing jedermann ausgerüstet ist mit gut präparierter Flugkarte, Aussenlandekatalog und weiteren Unterlagen,  also mit der Dokumen-tation, die nachher auf dem Flug mitkommt.

 

 

 

So macht der Flugbetrieb besonders Spass: Unsere Flugzeuge sind ausnahmslos montiert im einen der riesigen Hangars untergebracht. Am Morgen können wir sie nur auf die Piste schieben und am Abend nach dem Reinigen wieder in die Halle "einfädeln". Die Anhänger stehen zwei Wochen lang leer am Pistenrand.

 

 

Während über dem Kamm der Vaumuse die ersten Cumuli den Weg nach Norden vorzeichnen, rüsten die Piloten ihre Flugzeuge aus. Im Hintergrund rechts der Nimbus 4DM XXL von Dani und Walter.

 

 

Rasant läuft schon der Schlepp-betrieb. Also Fallschirm umschnallen und einsteigen!

 

 

Die Schleppmaschine ist gelandet. Pierre verstaut seine Siebensachen  im Duo, der seitlich neben der Asphaltpiste parkiert ist.

 

 

Da steigt die Schleppchefin aus (sie managt souverän die ganze Gruppe von Schlepp-Piloten, die gleichzeitig mit ihr auf den beiden Startpisten das Schlepp-Ballett fliegen). Braucht sie eine Auskunft? Will sie Pierre speziell briefen?

 

 

Einstellung des Höhenmessers: Platzhöhe 460 m.

 

Im Hintergrund das Hügelstädtchen Montfort, ein typischer Landschafts-akzent der Gegend, dazu auch Meldepunkt vor der Landung im Gegenanflug, der leicht höher daran vorbeiführt.

 

 

Auch die Duobesatzung ist inzwischen installiert. Die Route wird klassisch sein: Höhe holen am Lure (Hausberg von St-Auban) – Montagne de Chabre – Pic de Bure – Col de la Croix Haute – Abstecher zum Cheval Blanc …, ein schöner und vielseitiger Flug in den provenzalischen Voralpen.

 

 

Noch eine  Runde warten bis Felix  in der Luft ist, dann sind auch wir dran.

 

 

Gleich nach dem Start Richtung Süden faszinieren Formen und Farben der Landschaft jedes Mal von neuem. Aber im Vordersitz kann ich das Schauspiel noch nicht geniessen. Im Moment heisst es: Schlepplage genau halten!

 

 

Eng gekurvt bringt schönes Steigen! Im Allgemeinen bewegt man sich in grösseren Höhen als bei uns in Mittelland und Jura. Die Sauerstoff-geräte sind darum immer dabei.

 

 

Blick über den Aussenflügel. (Aber zu welchem Flugzeug gehört denn der?)

 

 

Die grossen Seen in der Gegend sind alles Stauseen. Sie dienen der Elektrizitätsgewinnung, Bewässe-rung und Wasserregulierung. Gleichzeitig sind sie zu Erholungs- und Feriengebieten geworden. Im Sommer sind Badestrände und Campingplätze voller Touristen und auf der Seefläche wimmelt es von Wassersportgefährten aller Art. Am Ausgang der Verdon-Schlucht liegt hier der lac de Sainte-Croix, in der Bildmitte am rechten Ufer der Ferienort Bauduen.

 

Für einige von uns war es ein Riesen-Hit, an einem flugfreien Tag auf Kajak und Pedalo tief in den Verdon-Canyon hineinzufahren, wo zwischen hunderten von Metern hohen Kalkwänden fast ein Verkehrschaos auf der schmalen Wasserstrasse herrschte.

 

 

Manchmal gibt es auf Flügen denkwürdige Momente, an die man sich immer wieder erinnert. Hier kommen wir im Duo bis nach St-Crépin, schon mitten in den Bergen und nahe dem ersten Viertausender. Aber bis dorthin sieht es nicht mehr gut aus. Unter uns ist zwar ein Flugplatz, aber landen möchten wir natürlich auch nicht. Also was denn? Vielleicht geht der Prachaval noch, also queren wir das Tal. Und siehe da: "La pompe de service" lässt uns nicht im Stich. Geduldig drehen wir 10 Minuten lang langsame, flache Kreise und es steigt sachte, sachte. Und auf 3000 m können wir schliesslich komfortabel weiter fliegen…

 

 

… über den Col de Vars – Tête de Siguret ins Tal von Barcelonnette – Chapeau de Gendarme – Petite Séolane… Der Flug wird für uns zum Triumph des Tages!

 

Oben rechts im Bild der lac de Serre-Ponçon im Tal der Durance. Das Computerbild (SeeYou 3D) vermittelt einen Eindruck von der Bewegtheit des Reliefs. Man muss hier wirklich immer Flug- oder bestimmte Aussenlandeplätze erreichen können.

 

 

Im Vergleich zu vorher am Prachaval gehts hier – nach dem Col de Vars – am Siguret enorm zackig hinauf! Der steile, südexponierte und leicht eingebuchtete Geröllhang generiert bei Besonnung Aufwind von enormer Wucht: Ein Ruck, Eindrehen und in 4 Kreisen und 2 Minuten werden wir – d.h. mit dem Duo immerhin ca. 560 kg - förmlich 431 m hinaufge-rissen. Der ergiebigste Kreis brachte allein 150 m!

 

 

Ausflug nach Italien! Patrick und Markus haben sich wohl mal Sestriere im Hinblick auf die kommende Wintersaison ansehen wollen (unten im Bild, links neben der Flugspur). Unten Links der Col de Montgenèvre, ein Grenzübergang bei Briançon, oben rechts der Mont Cenis-Passübergang und –See. Der Strassentunnel, der aus dem Tal von Bardonecchia (unter dem linken Flügel) nach Norden führt, ist der "tunnel de Fréjus" der Verbindung Lyon-Turin.

 

Auf dem 425 km-Flug umrunden die beiden im Duo das Viertausender-massiv der Ecrins, stossen vor bis in die oberste Maurienne (Nähe Col de l'Iséran), um dann in Richtung Grenoble den Heimweg anzutreten.

 

 

Diese seltsamen Felsformen erheben sich  direkt hinter dem Städtchen Les Mées, jenseits der Durance südlich des Platzes. Am Rande des Plateaus von Puimichel wurden sie von der Verwitterung aus der Nagelfluh eines früheren Durance-Deltas herauspräpariert. Vom Platz aus gesehen reihen sich zahlreiche dieser kegelförmigen Gebilde aneinander und bilden eine ganze Wand.

 

Die auffällige Formation  hat auch ihre Legende: Im 8. Jahrhundert fielen aus Nordafrika die Sarazenen in die Provence ein. Ein lokaler Kriegsherr zog gegen sie ins Feld und brachte einige schöne Sarazeninnen mit heim, in die sich die ansässigen Mönche prompt verliebten. Um sie zu bestrafen, versteinerte sie der Lokalheilige Donat (saint Donat)*, als sie sich gerade mit übergezogener Kapuze auf eine Prozession begaben. Nun büssen sie da für alle Ewigkeit und darum werden die steinernen Kegel "les Pénitents des Mées" ( die Büsser von Les Mées) genannt.

 

(*Die romanische Kirche von

St Donat liegt etwas erhöht am Weg nach Mallefougasse.  Wir überflie-gen sie oft, wenn wir an den Lure schleppen.)

 

 

 

 

In einer kühnen Attacke vermochte eine Gruppe diese Nagelfluhzapfen von hinten her zu bezwingen, wobei sich ihnen ein ungewohnter Blick auf den Platz bot (direkt hinter Andy, jenseits der Durance, die etwa in Bildmitte von rechts nach links fliesst.) 

 

 

Das ist also St-Auban Aérodrome von Süden gesehen. Mindestens 2 Hartbelag-Startstreifen sind erkennbar. In der Mitte der Rocher St-Jean, der bei Mistral für rechte Turbulenzen im Schlepp sorgen kann.

 

 

Eine andere Möglichkeit, von den Pénitents aus unsere Basis zu betrachten.

 

 

Nein, für einen Abstecher nach Utah in den Bryce Nationalpark hats nicht gereicht. Hier aber gibt es Eindrücke, die durchaus daran erinnern: in den ehemaligen Ockergruben von Roussillon (bei Apt).

 

 

 

Ocker ist eine Mischung von tonigen Sanden und Eisenoxyden. Unweit von hier ist sind in Gargas (bei Apt) eine Abbaustelle und ein Verarbei-tungswerk noch in Betrieb. Ocker scheint als Basis von Naturfarben wieder vermehrt Beachtung zu finden und die "Société des Ocres de France" vertreibt eine ganze Palette von Rohfarben  in Pulverform für Maler, Verputze, Anstriche, Keramiker, dazu fertige Maueranstriche und Lacke. Die Farbtöne finden auch industrielle Anwendungen, z.B. für Kosmetik-produkte u.a. (www.ocres-de-france.com )

 

 

Das Hügelstädtchen Roussillon.

 

Wozu der Ocker diente, wird hier gleich klar.

 

 

In Roussillon. An diesem Tag ging übrigens der Mistral so stark, dass der Zugang zu den "carrières d'ocre" (2 Bilder weiter oben) kurz nach unserem Besuch wegen der Gefahr umstürzender Bäume geschlossen wurde. Allem Anschein nach hatten wir recht getan, statt in die Luft, auf Besichtigungstour zu gehen.

 

 

Immer beliebt ist ein Besuch auf einem der vielen Märkte, hier in Forcalquier.

 

 

Das Farbenspiel des Sonnenlichts mit dem hellen Stein, schattige Innenhöfe, schöne Gärten, das sind Bilder von denen man die Zeit über träumt, die man nicht in der Provence verbringt.

 

 

Aber ein Tag Tourismus soll ja auch eine Erholung sein. So lassen wir uns Zeit "à la terrasse d'un café" (hier in Roussillon).

 

Doch: Ist hier nicht jemand müde?

Da ists wohl auch Zeit, den Fotobericht abzuschliessen!

 

 

 

 

ENDE  / FIN